In den 1970er Jahren hat Olympus die für diese Zeit kleinste Messsucherkamera entwickelt, die mittlerweile zu meinem Favoriten für analoge Streetfotografie geworden ist. Das hat mehrere Gründe:
Mein eigentlicher Kaufgrund vor mehr als 5 Jahren war das E. Zuiko Objektivs, das mit 42mm Festbrennweite zum einen einen für die Straße guten Ausschnitt im leichten Weitwinkelbereich super scharf abbildet, das zum anderen aber auch mit einer Offenblende von 2,8 in lichtschwächeren Situationen noch gut eingesetzt werden kann. Die 2,8 bringt dabei im Nahbereich genügend Unschärfe zum Freistellen mit. Die Scharfstellung von 0,85m bis Unendlich erfolgt durch eine weniger als 1/4-Drehung am Objektiv, wobei die Mittelstellung ungefähr bei 3m liegt. Mit ein bisschen Übung lässt sich damit aus der Hand sehr schnell fokussieren, ohne erst durch den Sucher zu schauen. Und der Verschluss ist beim Auslösen unauffällig leise, das Klicken kaum hörbar. Optimal für Street.
Die Kamera besitzt eine Blendenautomatik mit Zeitvorwahl, und sperrt bei unzureichend Licht oder falsch gewählter Zeit. Darüber hinaus bietet sie einen vollständig manuellen Modus (Blende, Zeit und ISO individuell einstellbar), so dass sie sich auch mit einem externen Belichtungsmesser oder entsprechender Erfahrung benutzen lässt und man volle Kontrolle über die Belichtung hat. Damit kann sie auch in Kombination mit Aufsteck- oder Studioblitzen betrieben werden. Der Blitzmodus lässt sich am Blendenring einstellen, die Leitzahl des Blitzes am Objektiv. Alle Verschlusszeiten werden mit dem Blitz synchronisiert.
Die für die Lichtmessung benötigte Quecksilberbatterie 1.3v PX625 lässt sich übrigens durch eine Hörgerätebatterie mit 1,4V ersetzen. Diese sind günstiger als eine WinCell Ersatzbatterie, halten aber nicht so lange.
Mit ihrem Kompaktmaß von 110x70x50mm ist die 35 RC für die Jackentasche geeignet, allerdings ist die Kamera mit 417g relativ schwer. Die erstklassige Verarbeitung zahlt aber wiederum auf ihre Stabilität und Wertigkeit ein.
In der Kombination Kompaktmaß, Blendenautomatik, schnelle Scharfstellung, leiser Auslöser und insbesondere die unglaubliche Abbildungsleistung ist sie ein Schmuckstück der 1970er Jahre. Durch den manuellen Modus sogar mit Lebensversicherung. Ich selbst nutze die Kamera viel mit eingelegtem Schwarz-Weiß-Film HP5+ 400 von Ilford. Als “Standardbetriebsmodus” wähle ich die ISO-Einstellung auf 200 und die Blendenautomatik mit voreingestellter 1/125 Sekunde und pushe den Film in der Entwicklung um eine Belichtungsstufe. Im Winter bzw. bei weniger Licht pushe ich den Film um zwei, die ISO dann entsprechend auf 400 eingestellt.
Technische Daten
Filmformat: 35mm (funktioniert für Filme von 15-30 DIN (ASA 25-800).
Objektiv: Festbrennweite E. Zuiko 42mm f/2.8 (5-Linser) mit 43.5mm Filtergewinde.
ISO Einstellungen: ISO 25 bis ISO 800.
Verschluss: Zentralverschluss mit 2 Lamellen; Verschlusszeiten B,15,30,60,125,250,500, mit Selbstauslöser.
Belichtungsmessung: CdS-Zelle innerhalb des Filtergewindes. Blendenautomaik oder vollmanuell (im manuellen Modus keine Belichtungsmessung).
Sucher: Leuchtrahmen, Blenden- und Zeitanzeige, eingespiegeltes Warnfeld für unzureichendes Licht, Parallaxmarkierungen.
Blitz: Hot Shoe und PC. Leitzahlen- Blitzautomatik (Leitzahl 10 bis 40). Blitzsynchronisation bei allen Verschlusszeiten.