Derzeit nutze ich neben der Digitalen zwei Analogkameras. Die Olympus Mju II, eine sehr lichtstarke Kompakte mit einer Festbrennweite von 35mm, und die Canon V300, die ich schon einmal kurz erwähnt hatte. Die kleine Mju ist oft in der Tasche dabei, und an das EF-Bajonett der V300 passen alle meine Canon-Objektive.
Normalerweise bringe ich die Analogfilme immer zu DM zum Entwickeln. Die Qualität bei Farbaufnahmen ist brauchbar bis gut, auf eine typgerechte S/W-Entwicklung sind die Großlabore aber nicht mehr ausgerichtet. Meine bisherigen Erfahrungen damit waren jedenfalls eher enttäuschend.
Da kam der Jobo-Entwicklungstank 1000 als Kellerfund im Freundeskreis genau richtig. Wenngleich er auch bei mir noch eine Zeit lang im Keller stand, bevor ich alle anderen Utensilien für die Filmentwicklung zusammen (Liste am Ende des Beitrags) und selbst ein bisschen Zeit und Muße hatte.
Da ich mir das Folgende auch erst zusammensuchen und anlesen musste, schreibe ich hiermit einmal meine Erkenntnisse auf in der Hoffnung, dass sie vielleicht ebenfalls für irgendjemandem nützlich sind, der das erste Mal vor dem Prozess steht.
Die Vorbereitung
Im dunklen Wechselsack hebelt man mit einem Flaschenöffner die Kleinbildpatrone auf, holt den Film raus, schneidet vorsichtig mit der Bastelschere die Ecken des Filmstreifens rund und spult ihn auf. Diese Schritte sollte man bis dahin auf jeden Fall schon einmal mit einem unbelichteten / abgelaufen Film im Hellen geübt haben! Wenn sich der eingespulte Film im dann wieder verschlossenen Entwicklungstank befindet kann man seine Augen und den Wechselsack wieder aufmachen... bis dahin ist aber viel Fingerspitzengefühl gefragt.
Die Verdünnung des Entwicklers - ich nutze den Kodak HC-110 - und die Entwicklungsdauer sind abhängig von der Filmemulsion, der Temperatur dieser so genannten Arbeitslösung (Entwickler + Wasser) und dem gewünschten Ergebnis (Schärfegrad, Körnung und Kontrast). Richtwerte dazu findet man auf Datenblättern im Internet (Beispiel).
In der Nähe von fließendem Wasser (mit max. 5 Grad Temperaturunterschied zur Arbeitslösung) braucht man dann ein bisschen Platz und sollte alles Nötige für den Entwicklungsprozess in Reichweite platzieren:
die für den Entwicklungstank abgemessene Menge der Arbeitslösung (zur Abmessung des Entwicklers macht eine Mensur Sinn, Messbecher sind zu grob),
die abgemessene Menge des Fixierers (bspw. Ilford Rapid Fixer, auch dieser ist in der Regel ein Konzentrat und muss verdünnt werden, am besten mit destilliertem Wasser),
einen Kanister zur Entsorgung der gebrauchten Arbeitslösung sowie eine Flasche zur Wiederverwendung des Fixierers, beides mit Trichter versehen, und
Stop-Uhr und kurzen Zeit- und Ablaufplan für den zu entwickelnden Film
zuletzt eine Abstreifzange, am Besten im warmen Wasserbad, damit die Gummilippen weich werden.
ACHTUNG: Die Fotochemikalien sind zwar nicht hoch giftig, trotzdem sollte man sich über einen sicheren Umgang mit Chemikalien informieren und entsprechende Hinweise berücksichtigen.
Im Folgenden beschränke ich mich auf die reine Durchführung, die im Prinzip aus vier Schritten besteht:
Entwicklung
Zwischenwässerung (oder auch "Stop-Bad")
Fixierung
Schlusswässerung.
Bei manchen Filmen wird eine Vorwässerung von 1-2 Minuten mit temperiertem Wasser empfohlen, um entweder die Gelantine auf dem Film vorquellen zu lassen (der Entwickler dringt dann angeblich besser ein) oder um die Farbstoffe der Lichthofschutzschicht herauszulösen. Aber hierzu gehen die Meinungen weit auseinander und es geht auch ohne.
Die manuelle Kipp-Entwicklung
Hierzu die Latex-Handschuhe überziehen und die Arbeitslösung zügig in den Entwicklungstank mit dem aufgespulten Film füllen. Dabei die Stop-Uhr anstarten und den Tank in den ersten 30 Sekunden ständig kippen und leicht seitlich drehen, auf den Kopf, dann wieder gerade.
Danach den Tank bis kurz vor Ende der Entwicklungszeit alle 30 Sekunden 3-5 mal kippen, um eine gleichmäßige Entwicklung zu gewährleisten. Um Luftbläschen am Film zu vermeiden, sollte man den Tank vor jedem Absetzen ein- bis zweimal kräftig mit der Unterseite aufschlagen. Die Stärke und Häufigkeit der Kipp-Bewegung hat Einfluss auf den Kontrast des Bildes, so dass sich je nach Chemiehersteller eigene Kipprhythmen etabliert haben*.
Die ganze Entwicklung dauert in der Regel nur ein paar hundert Sekunden. Ungefähr 10 Sekunden vor Ende der Entwicklungszeit kann man den Deckel lösen und die Arbeitslösung langsam in den Entsorgungskanister kippen. Zuletzt für weitere 10 Sekunden abtropfen lassen und den Deckel des Tanks kurz mit Wasser abspülen.
Der Entwickler sollte nicht in den Ausguss geschüttet werden. Er enthält Gifte und - nach der Entwicklung - Silberreste und ist damit ein Fall für den Schadstoffhof.
Die Zwischenwässerung
Für die Zwischen- und Schlusswässerung sollte man einen eigenen (und ausschließlich für die Filmentwicklung genutzten) großen Wischeimer mit Wasser nutzen. Das Wasser darin sollte im besten Fall die gleiche Temperatur wie die Arbeitslösung und der Fixierer haben.
Zur Unterbrechung der Entwicklung spült man den Tank gleich im Anschluss dreimal gut durch. Hierbei immer die gleiche Menge Wasser wie die zur Entwicklung verwendete Arbeitslösung in den Entwicklungstank einfüllen, jeweils 5x langsam kippen und langsam ausleeren.
Die Fixierung
Um das Negativbild haltbar zu machen, wird ein saures Fixierbad verwendet. Der Fixierer wandelt die bei der Aufnahme unbelichteten Silberhalogenide des Films in eine wasserlösliche Form um, so dass sie bei der anschließenden Wässerung mit ausgespült werden und das Material seine Lichtempfindlichkeit verliert.
Analog zur Kippentwicklung wird der Tank auch hier in den ersten 30 Sekunden gekippt, danach alle 30-60 Sekunden. Nach vier bis fünf Minuten kann das Fixierbad ausgegossen werden. Bei Kodak T-Max-Filmen nach etwa 7-10 Minuten. Da der Fixierer - anders als der Entwickler - keinen bedeutenden Anteil an Chemie/Schadstoffen enthält, kann er direkt in den Ausguss gegossen werden. Allerdings lassen sich mit einem Liter Fixierbadansatz etwa 10 Filme fixieren. Das Mischen, Aufheben und Wiederverwenden der Lösung in einer separaten Flasche macht also Sinn.
Die Schlusswässerung
Zum Schluss müssen noch die Chemiereste (gelöste Silberhalogenide und überschüssiges Thiosulfat vom Fixierer) herausgeschwemmt werden, um die Negative für das nächste Jahrhundert haltbar zu machen.
Diese Schlusswässerung kann man entweder mit fließendem Wasser vornehmen (es gibt sogar spezielle Ventilschläuche herfür), oder mit viermaligem Wasserwechsel nach der "Ilford-Methode": Im ersten Durchgang 3x kippen und ausgießen, im zweiten Durchgang 6x kippen und ausgießen, dann 12x und zum Schluss 24x kippen und das Wasser ausgießen. Nur im letzten Durchgang nutze ich destilliertes Wasser.
Übrigens: Messbecher, Mensur, Entwicklungstank, Deckel etc. sollten nach dem Prozess gründlich - aber ohne Spülmittel - mit Wasser gereinigt werden, um sie von Chemieresten zu befreien und sauber in die nächste Entwicklung zu starten.
Trocknung und Lagerung
Den fertig entwickelten Film kann man entweder mit der vorher im warmen Wasserbad eingelegten Abstreifzange oder mit einem gefalteten Blatt Haushaltsrolle von Wasserresten befreien. Zum Trocknen hängt man ihn am besten für ca. 2 Stunden in einen staubfreien Raum, oben mit einer Wäscheklammer fixiert und unten mit ein/zwei Wäscheklammern beschwert, so dass er sich nicht wellt.
Zur Archivierung gibt es DINA4 Negativhüllen, bspw. von Hama. In diesen lässt sich ein Kleinbildfilm - aufgeteilt in Negativstreifen zu je 6 Bildern - einfach verstauen.
BENÖTIGTE UTENSILIEN
Wechselsack, Flaschenöffner, Bastelschere, Entwicklungstank, Entwickler (bspw. Kodak HC-110), Fixierer (bspw. Ilford Rapid Fixer), Labor-Thermometer, 1 Wischeimer für temperiertes Wasser (bei 20l kann man in dem Eimer auch gleich alles andere lagern), 3 Messbecher (1x Wasser, 1x Entwickler, 1x Fixierer), eine Mensur, leere Flasche für gebrauchten Fixierer (Wiederverwendbar), leerer Kanister für gebrauchten Entwickler (Chemie, darf nicht ins Abwasser!), 2 Trichter zum Einfüllen, eine Stop-Uhr, Packung Einweg-Latex-Handschuhe, Abstreifzange.
LITERATURTIPP UND FUSSNOT
*Die individuellen Kipprhythmen sind beschrieben in M. Stache, "Analog Fotografieren und Entwickeln", 2. Auflage, mitp-Verlag, 2017, S.107.